Zimmerer und weitere Berufe galten lange Zeit als traditionelle „Männer-Berufe”. Doch dank verschiedener Maschinen und Hilfsmittel sind nicht nur „starke Kerle” gefragt sondern vielmehr auch kreative und kluge Köpfe. Wir haben mit Julia Löschenbrand vom Raiffeisen Lagerhaus Zwettl über Ihre Berufswahl gesprochen.

Julia, war für dich von Anfang an klar, dass du einen klassischen Handwerksberuf erlernen willst?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe vier Jahre lang das Gymnasium in Zwettl besucht und die neunte Schulstufe in der Fachschule Edelhof absolviert. Dort hat sich beim Praxisunterricht in der Werkstatt gezeigt, dass mir das Arbeiten mit den Händen am meisten Spaß macht. Mein Papa ist Tischler, aber da man hier sehr genau arbeiten muss, kam das für mich nicht infrage. Ich kenne aber auch einige Leute, die Zimmerer lernen und das hat mir eigentlich schon immer gefallen. So bin ich dann Zimmerer geworden.

Was gefällt dir genau an dem Beruf, für den du dich letztendlich entschieden hast?
Das kann ich sehr schnell beantworten: Man sieht am Ende des Arbeitstages einfach, dass etwas geschehen ist. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl.

Warum hast du dich für das Lagerhaus Zwettl entschieden und was gefällt dir hier ganz besonders?
Ich wollte die Lehre mit Matura absolvieren und das funktioniert im Lagerhaus Zwettl super, da es hier die Kurse vor Ort gibt. Einen Arbeitsplatz in der Region zu haben, ist natürlich auch ein großer Vorteil. So kann ich zum Beispiel mit meiner Mama zusammen nach Hause fahren, da diese auch in Zwettl arbeitet. Ein weiterer Grund war, dass einer meiner Nachbarn im Lagerhaus Zwettl arbeitet und mir von seinem Arbeitsplatz erzählt hat. Das war natürlich auch ein wichtiger Entscheidungsgrund.

Was hat dich zu dem Schritt bewogen, die Lehre mit Matura zu absolvieren?
Ich möchte mir alle Türen offen halten, das war von Anfang an klar. Dafür ist die Lehre mit Matura eine tolle Möglichkeit, denn hier wird sehr gute Fachausbildung mit sehr guter Allgemeinbildung gleich im Zuge der Lehre kombiniert. Und was man hat, das hat man! Auf diesem Wege ist ja die Matura sogar gratis. Aber sicherlich nicht umsonst!

Glaubst du, dass du bei der täglichen Arbeit irgendwelche Nachteile im Vergleich zu deinen männlichen Kollegen hast?
Es ist herausfordernd, dass ich nicht so groß bin. Aber es gibt ja auch Männer, die kleiner sind. Also ist es ja nicht wirklich ein Nachteil. Am Anfang meiner Ausbildung war es aber mit der Kraft schwierig. Je länger man aber im Beruf tätig ist und je öfter man die Handgriffe macht, desto kräftiger wird man, sodass es kein Problem mehr ist. Es passt also alles ganz gut.

Wie waren die Reaktionen in der Berufsschule?
Vor allem die älteren Lehrer haben mich auch oft überrascht gefragt: „Du bist Zimmerer?“ Klare Antwort: „Ja“. Aber man merkt generell, dass ein Mädchen in diesem Beruf noch ungewohnt ist, denn auch von anderen Leuten kamen oft Aussagen wie „Das glaub ich dir jetzt aber nicht, dass du Zimmerer bist.“ Doch bin ich, so einfach ist es und das gerne 🙂